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IPPNW Schweiz

Eine Reise nach Israel

Von Andreas Nidecker und Forat Sadry

April 2005 Vom 6. bis 13. März hatten wir Gelegenheit, im Rahmen einer 1 wöchigen Reise Israel und insbesondere die palästinensischen Gebiete zu besuchen. Die Reise war von der PSR Seattle im Staat Washington/USA organisiert worden. Ein weiterer Delegationsteilnehmer kam aus Canada, und aus der Schweiz waren wir 2 PSR/IPPNW Mitglieder. Etwa zwei Drittel der 20-köpfigen Gruppe waren ÄrztInnen, die restlichen Teilnehmer kamen aus der Computerindustrie, waren Lehrer oder arbeiten in der Filmbranche. Eine der Amerikanerinnen war eine Kunstschaffende.

Physische und bürokratische Hindernisse. Die Reise war von der Leiterin Mrs. Gerri Haynes bis ins Detail geplant, insbesondere die Begegnungen mit den diversen Kontaktpersonen in den palästinensischen Gebieten. Gut geklappt haben alle komplizierten Transporte, kompliziert deshalb, weil heute die bekannte Riesenmauer das Grenzgebiet an vielen Stellen vollkommen abschliesst und die Passage durch die vielen Checkpoints jeweils mit längeren Wartezeiten verbunden ist. Dies erfordert von Touristen etwas Geduld, ist aber im Allgemeinen für uns nur eine kleines Problem. Dies im Gegensatz zu der palästinensischen Bevölkerung, welche in ihren Aktivitäten bereits jetzt massiv behindert ist und nach Fertigstellung der Mauer praktisch eingeschlossen sein wird. Wir konnten Kinder und alte Menschen beobachten, die sich durch noch offene Schlitze in der Mauer zur Schule oder zum Einkauf begaben.

Auch wurden uns Geschichten erzählt, von Schwerstkranken oder Unfallopfern, die wegen dieser Behinderungen nicht oder zu spät in Spitäler gebracht werden konnten. Die Bewilligung, nach Gaza zu reisen ist erst wenige Stunden vor der Abfahrt eingetroffen und trotz genauem Einhalten der mühseligen bürokratischen Regelungen, durften zum Schluss zwei Mitglieder unserer Delegation doch nicht dort einreisen. War die Einreise am Tag unangenehm, so war die Rückkehr aus Gaza am Abend ein Albtraum: Nach Kontrolle durch die sympathischen palästinensischen Grenzwächter wurde man durch einen 500m langen Gang im sogenannten Niemandsland zurück nach Israel geschickt. Die Kontrolle auf der israelischen Seite war ein Schock für alle, sind wir es doch als zivilisierte Menschen nicht mehr gewohnt, unsere Pässe 5m vor einem Gewehrlauf eines barschen israelischen Soldaten kontrollieren zu lassen. Dies alles im gespenstischen Scheinwerferlicht auf allen Seiten von Mauern und Gittern eingeschlossen.

Eindrückliche Kontakte mit Aktivisten hüben und drüben. Unsere Gruppe wurde überall und von allen Kontaktpersonen sehr herzlich empfangen. Es kann hier leider nur kurz auf einzelne, für mich die eindrücklichsten Interviews eingegangen werden:

Elyaki’m Ha’itzni, Anwalt in Kyriat Arba, Hebron und einer der Gründer der israelischen Siedlerbewegung.
Er erklärt uns die historischen Rechte der Siedler, in Judäa und Samaria den heute von Arabern bewohnten Gebieten ihre Siedlungen zu errichten. Obschon persönlich befreundet mit Palästinensern, erachtet er einen palästinensischen Staat, „da wo es ihn ja schon gibt“, nämlich in Jordanien als die richtige Lösung, nicht aber in Gaza und dem Westjordanland. Im Grunde genommen sei Palästina ja eine „Erfindung“, die erst als Reaktion auf die Ausrufung des Staates Israel gemacht worden sei. Präsident Bush und Ministerpräsident Sharon hätten die Siedler jetzt ja richtiggehend „verraten“, indem der Abbau der jüdischen Siedlungen in Gaza diesen Sommer jetzt beschlossen sei. Allerdings würde sich dazu die Siedlerbewegung noch äussern. Er selber sei fähig 100’000 Siedler aufzubieten, um diesen Prozess zu blockieren, sodass die israelische Regierung im schlimmsten Fall alle 100’000 ins Gefängnis werfen müsse. Wir sind beeindruckt von der Scharfsinnigkeit und Redegewandtheit dieses Mannes. Aber auch seiner unermüdlichen Berufung auf historische Tatsachen, die den Juden das Recht gäben, sich hier niederzulassen, unter völliger Ausserachtlassung der realen Situation der hier lebenden Nicht-Juden, die durch die Siedlungspolitik
regelrecht verdrängt werden. Alle erachten wir das Argument für einen palästinensischen Staat in Jordanien
als weltfremd.

Dr. Eyad El Sarraj, Kinderpsychiater in Gaza, Autor und Menschenrechtsaktivist und Gründer sowie Leiter des „Gaza Community Mental Health“ Programms (GCMHP).
Spricht über die Rolle der Frau in der palästinensischen Gesellschaft: Die Frauen sind die Hüter der Kultur, kontrollierten das Haus, während die Männer es von aussen beschützten. Heute seien die Frauen radikalisiert und viele würden ihren Kindern raten, Rache zu nehmen und ruhmvoll zu sterben. Die Menschen in Palästina seien geübt, Ihre Verluste zu verdrängen und können nicht trauern, umgekehrt würden die Juden in Israel den Palästinensern das Recht nicht zugestehen, selber Opfer zu sein und so
Sympathie zu erleben. Die Rolle des Aggressors würde in die Palästinenser hinein projiziert. So würden beide Seiten stets die gegenseitige Aggressivität bedienen. Aber Frauen müssten auch Hoffnung sehen und letztlich müssten in beiden Gesellschaften die Frauen die Kontrolle übernehmen. Seiner Meinung nach müsse im Weiteren unbedingt die Hamasführung in den politischen Prozess einbezogen werden, was ja offenbar anlässlich der kommenden Wahlen der Fall sein wird.
Kontaktnahme: eyadsarraj@gcmhp.net oder Eyadsarraj1@aol.com

Amira Haas, jüdische Israelin, lebt seit Jahren als Journalistin unter den Palästinensern in Ramallah im West-Jordanland.
Wir treffen sie in einem neuen Community Center der Quäker Gemeinde in Ramallah in einem ungeheizten
grossen Raum. Sie will nicht gefilmt werden, da Aussagen und Aufnahmen von ihr schon oft missbraucht
worden seien. Amira Haas ist eine engagierte Frau, Tochter von säkularen Juden, die bei ihrer Einwanderung seinerzeit ein ihnen zugeteiltes Haus refusierten, weil sie nicht akzeptieren konnten, dass dadurch andere (Palästinenser) selber zu Flüchtlingen wurden. Die Journalistin schreibt für die bekannte linksliberale israelische Tageszeitung Ha’aretz und andere Blätter insbesondere was den Alltag der Palästinenser unter israelischer Besatzung anbelangt. Amira Haas erzählt uns, dass sie offen Partei für die leidende palästinensische Bevölkerung ergreife, weniger aber für das Regime, dessen Korruptheit in der Vergangenheit unter Arafat sie wiederholt beschrieben habe. Sie beschreibt bspw. wie Häuser zerstört und Grundstücke enteignet werden. Auch sie fühlt sich bedroht, wenn israelische Panzer ins Zentrum von Ramallah vorrücken oder die Luftwaffe Bomben wirft. Für Frau Haas ist die israelische Politik kolonialistisch, rassistisch und fördert die Apartheid. Sie befürchtet, dass diese Politik für beide Völker zum Desaster führen wird. Für ihre ungewöhnlichen und mutigen Reportagen wurde sie mit dem World Press Hero Award des International Press Institute ausgezeichnet und 2002 erhielt sie den Prince Claus Award und den Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um Menschenrechte. Siehe auch zwei Amira Haas Artikel zum Thema unter: www.countercurrents.org/pa-haas160804.htm
journalism.berkeley.edu/projects/terror/archives/002181.html. Website: www.haaretz.com

Mordechai Vanunu, Nukleartechniker und „Whistleblower“.
Der Mann, welcher das Geheimnis der israelischen Atomwaffen gelüftet hat und dafür 18 Jahre im Gefängnis war. Vanunu ist überzeugt davon, dass das was er tat richtig gewesen war, und er wird in dieser Meinung sicher von vielen Friedensaktivisten und Befürwortern einer globalen nuklearen Abrüstung unterstützt. Vanunu, der vor seiner Inhaftierung den christlichen Glauben angenommen hat, sitzt zur Zeit im St. Georges Kloster in Jerusalem in einer Art Halbfreiheit, nachdem er aus seiner Haft vor einem Jahr entlassen wurde. Er ist in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt und sollte an sich keine Kontakte mit Ausländern haben, was beim weltweiten Interesse an ihm und seiner Geschichte und der immerhin auch in Israel beobachteten Redefreiheit allerdings schwer zu realisieren ist. So hat auch unsere Gruppe einen interessanten Abend mit ihm verbracht. Vanunu ist sicher, bald völlig frei zu kommen und freut sich auf eine Stellung in England, wo ihn die Studenten der Universität Glasgow als Rektor und ihr Sprecher gewählt haben, weil sie in ihm einen starken Verfechter der Menschenrechte sehen und sich wie er gegen Massenvernichtungswaffen wehren. Es versteht sich von selbst, dass ich ihm anlässlich unseres Besuches im Namen unseres Vorstandes ebenfalls schon eine Einladung ausgesprochen habe, uns in der Schweiz zu besuchen, was er gern angenommen hat.
Kontaktnahme: vanunumvjc2@yahoo.com

Dr. Mustafa Barghouti, Spitzenpolitiker der Palästinenser und Vorsteher des Health Development Information Projects (HDIP) in Ramallah.
Das HDIP arbeitet eng zusammen mit der Union of Palestinian Medical Relief Committees (UPMRC), welche in teilweise fest installierten Gesundheitsposten aber auch mit mobilen Kliniken für die primäre Gesundheitsversorgung der palästinensischen Territorien zuständig sind. Dr. Bargouti hat in den Wahlen
vor Kurzem als General Sekretär der Palestinian National Initiative (PNI) als zweiter hinter Mahmood Abbas (Abu Mazen) abgeschnitten und geniesst sehr viel Respekt in der Bevölkerung. Die Tatsache, dass solche Wahlen stattfinden konnten, waren für ihn ein Traum der wahr wurde. Barghouti erzählt uns, dass auch im Gesundheitswesen die Risiken für die Beteiligten gross seien, dass bspw. in den letzten 5 Jahren über 25 Ärzte im Einsatz gestorben seien. Auf seine Ansicht zur Zukunft der Palästinenser angesprochen, meint er, dass sehr viel politischer Druck aus dem Ausland kommen müsse. Allerdings seien auch viele Fehler gemacht worden, offenbar nicht nur unter der Herrschaft von Arafat, sondern weiterhin durch die jetzige politische Führung. Wir betrachten mit ihm Teile einer von ihm produzierten DVD mit dem Titel „our story“ mit Szenen aus dem täglichen Leben seiner Leute, Statistiken, Landkarten und historischen und politischen Fact. Am stärksten aber sind die Bilder der Menschen vor oder in Lücken der schrecklichen Trennmauer, die ihr Leben jetzt so nachhaltig verändert hat und noch wird. Zwar seien die  Selbstmordattentate zurückgegangen seit dem Mauerbau sagt man uns anderswo, jedoch seien jetzt ein Anstieg der Angriffe mit Raketen zu beobachten... Kann denn eine Mauer überhaupt eine Lösung sein, wenn nur ein Zusammenleben in Frieden und beidseitiger minimaler Prosperität dieser Region helfen kann?
Website: www.almubadara.org

Gemeinsam trotz Allem

Rabbi Arik Asherman der „Rabbis for Human Rights“ (RHR), eine jüdische Aktivistengruppe, gegründet 1988 und aus etwa 90 Rabbis und Rabbi-Studenten bestehend. Sie setzt sich konkret für die Palästinenser ein, deren Häuser als Strafmassnahme oder aus strategisch expansionistischen Gründen teilweise wiederholt zerstört worden waren. Auch opponieren diese Rabbis dort, wo von anderen orthodox-religiösen Gruppen die Palästinenser als „bewaffnete Feinde“ beschrieben werden. Die RHR haben einen detaillierten Bericht herausgegeben, der sich auf biblische Quellen stützt, die klar widerlegen, dass dies die Torah so meine. Wir besuchen mit Arik einige Siedlungen am Rande Jerusalems und er führt uns in Gebiete, wo die Israelis mehrfach Häuser demoliert haben. Ein Haus wurde offenbar schon viermal zerstört und aber immer wieder aufgebaut, dies mit tatkräftiger Hilfe seiner an sich traditionell jüdischen Rabbi Gruppe. Es ist offensichtlich, dass Asherman dort die Leute kennt und gern gesehen ist. Allerdings hat er gerade einen Prozess am Hals, weil er sich mit anderen Aktivisten kürzlich bei einer Hausdemolierung
erneut den Bulldozern entgegen gestellt hat.
Kontaktnahme: info@rhr.israel.net oder www.rhr.israel.net

Ruchama Marton, Psychiaterin und Gründerin und jetzige Präsidentin der Physicians for Human rights (PHR),
Israel und lebt in Tel Aviv. Die PHR sind eine Organisation bestehend aus israelischen und palästinensischen Ärzten, aktiv seit 1988. Dr. Ruchama Marton erhielt zahlreiche Friedens- und Menschenrechtsauszeichnungen, unter anderem den Jonathan Mann Award for Global Health and Human Rights, 2002. Frau Marton hat vor 17 Jahren als Ärztin erstmals begonnen, ärztliche Hilfsaktionen in der Westbank und dem Gazastreifen durchzuführen. Während anfänglich 100 Ärzte in ihrer Organisation mitmachten, führen heute 1000 palästinensische und jüdische Israeli Mediziner diese Besuche meist während des Sabbaths durch. Frau Marton ist sehr kritisch den Israeli Defense Forces (IDF) gegenüber, und glaubt, dass obwohl diese immer härter durchgriffen, sie doch nicht gewinnen könnten. Denn ungeachtet wie hart die Palästinenser auch behandelt würden, es würden immer wieder Selbstmordattentäter bereit stehen. Auch stellt sie fest, dass in den Köpfen der Israelis zwischen den Bombenattentaten in Israel und den gezielten Vergeltungsschlägen und Ermordungen durch die IDF kein Zusammenhang bestehe.
Kontaktnahme: mail@phr.org.il

Wichtiger Artikel: www.medico-international.de/projekte/nothilfe/einsamkeit.asp

Je ein jüdischer und palästinensischer Vertreter des „Parents Circle“ einer Organisation von Eltern getöteter jüdischer und palästinensischer Kinder.
Sie wurde 1995 vom Vater eines jungen Israeli gegründet, ein Jahr nachdem sein Sohn von der Hamas entführt und getötet worden war. Seine Überzeugung war, dass nur ein Dialog und Vertrauensbildung
zwischen den verschiedenen Bevölkerungen und der gemeinsame Aufruf nach Versöhnung letztlich
eine friedliche Lösung des Konflikts bringen könne. Mit dieser Idee hat er begonnen, Eltern getöteter palästinensischer Jugendlicher zu kontaktieren. Dadurch dass man sich gegenseitig die Schicksale ihrer Kinder mitgeteilt hat, war eine Verarbeitung der schrecklichen Verluste und Trostfindung besser möglich. Heute besuchen Mitglieder des Parent Circles paarweise israelische und palästinensische Schulen und reden mit den Jugendlichen. Eine weitere erfolgreiche Idee ist die Tel.-Nummer „6364“ (Hello Shalom / Hello Salaam), die von beiden Seiten aus angewählt werden kann und die sofort direkte Kontakte zwischen Israelis und Palästinensern ermöglicht. Solche Kontakte wurden seit Beginn dieses Projektes bereits über 500’000 mal genutzt, womit die fehlende Kommunikation, ein Haupthindernis des momentanen Konflikts, erfolgreich überwunden werden konnte.
Website: www.theparentscircle.org
Kontaktnahme: office@theparentscircle.org

Yigal Bronner, Organisation Ta’ayusch (Arab-Jewish Partnership), Universitätsprofessor und Refusenik. Hat Militärdienst verweigert und danach mit arabischen Freunden eine Schule für gemischte arabisch – jüdische Klassen gegründet, wo die Kinder in beiden Sprachen unterrichtet werden und keinerlei Probleme untereinander haben. Er erzählt auch von Einsätzen, wo Israelis seiner Organisation armen palästinensischen Siedlern der südlichen Hebrongegend Decken gebracht und es ihnen so ermöglicht hätten, wieder in ihre angestammten Höhlen zurückzukehren. Diese traditionellen Höhlenbewohner wurden aus ihren Behausungen von den in Hebron sich ausbreitenden israelischen Siedlern verdrängt. Als Universitätsprofessor spricht Bronner aber auch über die Apathie der Studenten
an israelischen Universitäten und dem Desinteresses der Fakultätsmitglieder am Versuch zwischen den
Bevölkerungsgruppen zu vermitteln.
Websites: www.taayush.org und www.refusenik.org

Atomwaffen / Atomwaffenfreie Zone im Nahen Osten (Nuclear weapons free zone Middle East – NWFZ ME) – ein Beitrag der IPPNW?
Die Diskussion um Atomwaffen in Israel ist schwierig und unergiebig. Vertreter der IPPNW Israel winken ab und verweisen darauf, dass das Konzept einer NWFZ – ME ja sogar von der israelischen Regierung begrüsst würde, allerdings ... erst nach Friedensschluss in der Region. Priorität hat für die Israelis eben die Erlangung des Friedens und nicht die Diskussion um Atomwaffen. Fragen der friedlichen Co-Existenz sowie die pragmatische Lösung von Alltagsproblemen stehen im Vordergrund. Zwar unterstützt die Forderung nach einer atomaren Abrüstung auch der in Israel in Halbgefangenschaft sitzende Mordechai Vanunu. Er schliesst sich somit der IPPNW und vielen Nichtregierungsorganisationen und anderen Kreisen an, die in der Existenz von Atomwaffen in Israel eine gefährliche Grundvoraussetzung sehen, dass der Nahe Osten als geopolitischer Hotspot auch im Brennpunkt eines allfälligen Atomkriegs der Zukunft stehen könnte. Es erscheint jedoch bei dem zur Zeit schwelenden Kleinkrieg, der Gewalt in der Region, der täglichen Missachtung der Menschenrechte
und generell den vordergründigen Alltagsproblemen der Israelis und Palästinenser schwierig, diese
Thematik von aussen einbringen zu wollen. Dies um so mehr, als dass in der gleichen Region, Iran offenbar nur ungern von geheimen Plänen abzubringen ist, selber Atomwaffen bauen zu können. Die Bestrebungen der Internationalen Atomenergie Agentur (IAEA), die zivile Nutzung der Atomenergie in Iran einerseits zu ermöglichen, gleichzeitig aber seine nukleare Entwicklung kontrollieren zu können, sollten deshalb prioritär unterstützt werden. Eine Konferenz zum Thema „Atomwaffen im Nahen Osten“ oder einer „NWFZ ME“ erscheint mir vor Ort in Israeli aus politischen Gründen nicht durchführbar und wir würden wahrscheinlich auch keine Unterstützung von den lokalen IPPNW Affiliates in Palästina und Israel erhalten. Ich könnte mir hingegen eine Konferenz zu diesem Thema als gemeinsames Projekt der IAEA und der IPPNW mittelfristig in Europa vorstellen. Ein anderes Thema ist der Zustand des jetzt über 40 Jahre alten Kernreaktors DIMONA, der ein ganz anders gelagertes Sicherheitsproblem darstellt, was aber ebenfalls in Israel nur mit Schwierigkeiten öffentlich zu diskutieren möglich wäre.
Literatur: www.palestinechronicle.com.story.php= 20030116054216607
www.globalsecurity.org/wmd/world/israel/dimona.htm

Zusammenfassung
Der Besuch der Yad Vashem Gedenkstätte in Jerusalem, insbesondere des Pavillons der Kinder am letzten Tag, hat uns nochmals eine andere Perspektive ermöglicht. In der Stille eines abgedunkelten
Raumes, wo kleine Lichter in Hunderten von Spiegeln reflektiert werden und so der Effekt eines Sternenhimmels erzeugt wird, kann an die 1.5 Mio. Kinder gedacht werden, die während des 2. Weltkriegs umgebracht worden sind. Ihre sämtliche Namen und Herkunft werden im Dunkeln von einer ruhigen Stimme abgelesen. Man versteht den Schmerz des jüdischen Volkes darüber und es können die Heftigkeit, die Bestimmtheit und Überzeugung der Israelis nachvollzogen werden, mit der sie sich seit 1948 an dieses ihr Land Israel klammern. Israel und seine Bewohner können nicht nur seinen Besuchern, sondern könnten der ganzen Region sehr viel bieten und zur Prosperität verhelfen. Wir verlassen dieses Land aber in der Gewissheit, dass letztlich weitere und eskalierende militärische Massnahmen der Israelis nie Frieden bringen werden können und die Real-Politik nicht auf biblischen Fakten gebaut und von historischen Gegebenheiten bestimmt werden kann. Frieden wird nur bei Berücksichtigung der Menschenrechte aller im Gebiet lebender Bewohner möglich sein. Ein Ende des Konflikts und der Beginn einer friedlichen Epoche wird nur durch politische Entscheide zu erlangen sein, dank derer auch den Palästinensern ein Gebiet zugesprochen werden wird, dass den Aufbau einer funktionierenden Oekonomie in einem - wahrscheinlich kleinen - aber doch zusammenhängenden Staatsgebiet erlaubt. Es ist zu hoffen, dass diese Einsichten bald auch in Regierungskreisen der USA und von Israel gewonnen werden und so weiteres Leid und Blutvergiessen verhindert werden kann.

 

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