25.07.2008
Nach dem jüngsten Zwischenfall in dem französischen Kernkraftwerk Tricastin, bei dem hundert Angestellte kontaminiert worden sind, fordert die Ärzteorganisation IPPNW, radioaktive Kontaminationen nicht zu verharmlosen. Sprecher der Atomkraftwerksbetreiber und der französischen Atomaufsichtsbehörde hatten die Verstrahlung der Betroffenen jüngst als „unbedeutend“ oder als „leichte Verstrahlung“ charakterisiert.
Dazu sagt der Allgemeinmediziner Reinhold Thiel von der Ärzteorganisation IPPNW:Dazu sagt der Allgemeinmediziner Reinhold Thiel von der Ärzteorganisation IPPNW: "Es gibt keine unbedeutende Strahlendosis. Besonderes in dem aktuellen Fall, bei dem Mitarbeiter laut Medienberichten radioaktive Stäube eingeatmet haben. Auch wenn keine akuten Strahlungsschäden auftreten, erhöht sich mit der Aufnahme jedes radioaktiven Partikels in den Körper das Risiko, nach mehreren Jahren an Krebs zu erkranken. Natürlich ist das statistische Krebsrisiko abhängig von der Art und Menge des aufgenommenen radioaktiven Stoffes. Jedoch könnte in einem ungünstigen Fall bereits ein einziges im Körper aufgenommenes radioaktives Partikel eine Krebsentwicklung auslösen. Daher gibt es für die Spätschäden einer radioaktiven Verstrahlung keine Schwellendosis! Aufgrund dieser so genannten stochastischen Langzeitwirkungen kann nicht von „unbedeutender“ bzw. „leichter“ Verstrahlung geredet werden.
Nach Angaben der Kraftwerksleitung haben 61 Personen eine Dosis von 0.5 Millisievert-Strahlung erhalten. Eine Strahlenbelastung, die in etwa mit 10 Röntgenaufnahmen des Brustkorbes vergleichbar ist. Besonders bei jungen Menschen und Schwangeren ist diese Strahlenbelastung alles andere als belanglos. Nicht ohne Grund versuchen Ärzte, jede überflüssige Röntgenaufnahme zu vermeiden. Die in Deutschland nachgewiesene Kinderkrebs-Häufung rund um die Atomkraftwerke zeigt außerdem, dass die errechnete Höhe der Strahlenbelastung gerade bei jungen Menschen wenig über die Langzeitschäden aussagt, die durch die Aufnahme von radioaktiven Partikeln in den Körper entstehen können.
Die anhaltende Unglücksserie in Frankreich zeigt deutlich, dass Atomkraft eine nicht beherrschbare Hochrisikotechnologie ist. Bereits die Gesundheitsgefährdung im sogenannten Normalbetrieb der Reaktoren, wie sie die deutsche KiKK-Studie aufgedeckt hat, ist Grund genug, alle Atomkraftwerke sofort stillzulegen."
Kontakt: Sven Hessmann, IPPNW-Pressereferent, Tel. 030 698074-14, 0176 9623 8656, hessmann@ippnw.de
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